CINECLUB SG – Tableau Noir
Eine Dorfschule im Jura soll geschlossen werden – wie viele andere vor ihr. Der Dokumentarfilmer Yves Yersin hat das letzte Schuljahr dieser kleinen Schule begleitet, daraus entstand die Utopie einer glücklichen Klasse, in der 6- bis 12-Jährige gemeinsam unterrichtet werden, mit einem Lehrer, der sie zu begeistern weiss. Ein eindrücklicher Dokumentarfilm, leise, traurig, vergnüglich, beunruhigend.
Regie: Yves Yersin
Schweiz, 2013
120 Minuten
Vorstellungen um 18:00 Uhr und um 20:30 Uhr
Im Weiler Derrièrre-Pertuis in einer der abgelegensten Ecken des Neuenburger Juras, auf über 1100 Metern, steht seit 1892 das Schulhaus der „Ecole primaire Intercommunale“. Bis zur Schliessung 2008 eine integrierte Gesamtschule, in der zwölf Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren gemeinsam unterrichtet wurden, wobei die Kleineren von den Grösseren lernten. 41 Jahre lang hat Lehrer Gilbert Hirschi, in den letzten Jahren, unterstützt von der jungen Hilfslehrerin Debora Ferrari und der Werklehrerin Alice Perret, hier gewirkt. Der weisshaarige Hirschi, schon von seinem Äusseren her eine imposante Erscheinung, zeigt dabei ein pädagogisches Sendungsbewusstsein, das seinesgleichen sucht. Aber Hirschi ist auch einer, der ganz wie ein traditioneller Patron agiert: Streng, aber gerecht, allwissend und grundsätzlich gutmütig. Für ihn ist Lernen und Leben kein Gegensatz, erst im Miteinander vermögen sich beide Begriffe richtig zu entwickeln. Es gibt in Gilbert Hirschis Welt kein Internet, keine Videogames, keine Laptops, keine Smartphones, auch keinen Beamer oder Hellraumprojektor – der Filmtitel von der schwarzen Wandtafel ist ganz wörtlich zu nehmen. Nur an zwei Stellen hört man Hirschi zu seinen Schützlingen sagen, eine folgende Rechenoperation könnten sie mit ihrem „ordinateur“, will heissen: Handy, ausführen. Der Schulalltag in Derrièrre-Pertuis besteht ganz aus Kopf, Hand und Herz.
Der liebenswürdige Dokumentarfilm, den Yves Yersin zwischen 2005 und 2008 gedreht hat, steht wie ein erratischer Block aus solidem Wirklichkeitssinn in einer Masse von viel raffinierterer Künstlichkeit, die es sonst im Kino zu sehen gibt.
Die Gründung des cineclub st.gallen geht auf das Jahr 1952 zurück. Der cineclub zählt zurzeit um die 200 Mitglieder und ist fester Bestandteil des Kulturangebots in der Stadt St.Gallen. Neben der Verbreitung künstlerisch wertvoller Filme veranstaltet der cineclub auch Sonderveranstaltungen. Dazu gehören unter anderem Gespräche mit Filmregisseuren, Stummfilme mit Livemusik sowie Einführungen in die programmierten Filme.