CINECLUB SG – Un homme qui crie
In „Ein Mann, der schreit” konkurrieren Vater und Sohn auf der Suche nach gesellschaftlicher Anerkennung. Ein meisterhaft beeindruckendes Stück Kino aus dem von jahrzehntelangen Bürgerkriegen geschüttelten Tschad, einer fast unsichtbaren Region des Weltkinos. Einfühlsam und ruhig gedreht, überzeugte der Film Publikum und Jury am Festival von Cannes, wo er im offiziellen Wettbewerb mit dem Preis der Jury ausgezeichnet wurde.
Regie: Mahamat Haroun
Tschad, 2010
87 Minuten
mit Youssouf Djaoro, Diouc Koma, Emile Abossolo M’Bo
Vorstellungen um 18:00 Uhr und um 20:30 Uhr
Seit 30 Jahren arbeitet Adam am Pool einer gehobenen Hotelanlage in der Hauptstadt N’Djamena, eine Stellung, die ihm Respekt und Ansehen einbringt. In seiner Jugend war er Schwimmchampion von Zentralafrika, bis heute zehrt er von seinem Ruhm. Das ändert sich plötzlich, als das Hotel an einen chinesischen Investor übergeht und der Champion aus Altersgründen zum Parkplatzwächter degradiert wird. Ein Schlag für den stolzen Mann, erst recht, als sein Sohn Abdel hinter seinem Rücken die Arbeit am Pool übernimmt. Als Adam von seinem Bezirkschef bedrängt wird, endlich seinen Beitrag zum Krieg zu leisten, liefert er Abdel an die Regierungstruppen aus und kehrt auf seinen für sein Selbstwertgefühl so wichtigen Posten zurück.
Vor dem Hintergrund der Bürgerkriegswirren berichtet der tschadische Regisseur vom entgleisenden Alltagsleben, von Massenflucht, als die Kämpfe näher heranrücken, von Armut und Entfremdung. Und von einem Menschen, der unter diesen Umständen die Kontrolle über sein Leben und sich selbst verliert, sich entwertet fühlt und damit nicht umgehen kann. Adams Frau Mariam ist ganz anders. Sie redet oder handelt, wo es nötig ist, wo ihr fehlgeleiteter Mann verstummt. Unsentimental und bis zum offenen Ende sehr langsam erzählt, verzichtet Haroun auf raumgreifende Musik; stattdessen hört man Stimmengewirr, Fluglärm von Militärjets, das Knattern von Adams Hotelmotorrad, ein Lied. Dazu die milden Farben der Bilder.
Die Gründung des cineclub st.gallen geht auf das Jahr 1952 zurück. Der cineclub zählt zurzeit um die 200 Mitglieder und ist fester Bestandteil des Kulturangebots in der Stadt St.Gallen. Neben der Verbreitung künstlerisch wertvoller Filme veranstaltet der cineclub auch Sonderveranstaltungen. Dazu gehören unter anderem Gespräche mit Filmregisseuren, Stummfilme mit Livemusik sowie Einführungen in die programmierten Filme.